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Muntari und die linke Klebe 20. Januar 2008

Posted by M@x in Fussball International.
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Sulley Muntari vom FC Portsmouth heißt der Matchwinner der Auftaktpartie zum 26. Afrika-Cup heute am frühen Abend in Ghana. Beim Duell der Gastgeber gegen Außenseiter Guinea dauerte es allerdings bis zur 90. Minute, eher der Legionär mit einem Traumtor ein dickes Ausrufezeichen hinter die Titelambitionen der Ghanaer setzte. Bis dato domierten sie zwar die Partie, ohne jedoch das entscheidende Tor zu erzielen.

Bei einer Afrika-Meisterschaft ist einiges anders als bei dem vergleichbarem europäischen Format. Im Gegensatz zu Spielen in Europa begleitet eine Partie im Afrika-Cup über die gesamte Spielzeit ein enormer Geräuschpegel, oft verursachte durch die euphorischen Zuschauer und eine lustige Blaskapelle, der anscheinend nie die Luft auszugehen scheint. Wenn dann noch die richtige Mannschaft führt, gibt es in den zumeist maroden Stadien kein Halten mehr. Angesichts der großen Erwartungshaltung in Ghana war klar, dass die Stimmung in der Hauptstadt Accra schon vor dem Anpfiff dem Siedepunkt nahe war. Auch das macht für mich die große Faszination aus, weshalb ich nun schon zum dritten Mal ausführlich den Afrika-Cup verfolge. Anders als im „verwöhnten“ Europa stellt für die afrikanischen Zuschauer ein Besuch im Stadion noch ein ganz besonderes Highlight dar.

Das Eröffnungsspiel verlief in etwa so, wie ich mir generell Spiele mit afrikanischen Mannschaften vorstelle. Einerseits wird nicht viel taktiert, denn das ist zweifellos auch im 21. Jahrhundert noch der Sektor, wo Afrikaner den größten Entwicklungsrückstand haben. Dem folgt oft ein hohes Tempo, auch mit Torchancen, die sich aus fatalen Abwehrfehlern ergeben, oder die manchmal auch einfach nur gut herausgespielt werden. In Accra heute drückte Ghana von der ersten Minute an keinen Meter her, ging beherzt in die Zweikämpfe und drückte früh auf das Führungstor. Insgesamt drei Pfostentreffer, ein denkbar knapp das Tor verfehlender Fallrückzieher von Gyan und eine Menge weiterer guter Angriffszüge führten aber nicht zum Erfolg. Guinea stattdessen schien mit dem Gegner völlig überfordert. Nach dem Seitenwechsel erhöhte Ghana noch einmal das Tempo, kam letztendlich aber erst durch einen Elfmeter zum Führungstreffer. Eine zweifelhafte Entscheidung, weil der Guineer Kalabane seinen Gegenspieler Junior Agogo wohl nur durch einen Luftzug zum Fall brachte. Doch mit diesem Rückschlag schien Guinea neue Kräfte zu finden, zehn Minuten nach der Führung fiel der Ausgleichstreffer, ein Kopfballtor, das Ghana-Keeper Kingson erst hinter der Linie klären konnte, und dabei insgesamt keine gute Figur machte. Fortan war es eine recht ausgeglichene Partie, mit etwas mehr Ballbesitz für Ghana, aber nicht wirklich mit den besseren Torszenen. Guinea fehlte oft einfach nur die letzte Konsequenz, Genauigkeit im Torabschluss definierte sich meist mit Rückgaben zum keineswegs sicheren Kingson im Tor des Favoriten. Und dann kam die 90. Minute, ein Traumtor von Muntari, aus etwa 25 Metern in das Tor. Letztendlich ein doch verdienter Sieg für Ghana, aber schwer erkämpft und mit viel Dusel am Ende. Doch Favoriten gewinnen auch solche Spiele, wenn es sein muss durch eine Einzelaktion. Den Spielverlauf noch einmal zum chronologischen nachlesen gibt es bei allesaussersport.

Damit starten die Gastgeber ohne Punktverlust in das Turnier. Im nächsten Spiel gegen Namibia am Donnerstag sollte man deshalb schon befreiter aufspielen können, zumal die Chance auf die vorzeitige Qualifikation für das Viertelfinale besteht. Morgen spielt Marokko gegen Namibia und kann punktemäßig zu Ghana aufschließen. Zudem steht der Auftakt in „Hammergruppe“ B an, zunächst mit dem Schlager Nigeria – Elfenbeinküste, am Abend mit dem Duell zwischen Mali und Benin, wo der Sieger Chancen hat, bei eventuellem Versagen einer der beiden großen Namen in dieser Gruppe die Lücke zur nächsten Runde zu schließen.

Abschließend noch einige Worte zur TV-Übertragung von Eurosport. Großes Lob an den Sender, der wie bereits in den letzten Jahren das Januar-Fussball-Loch mit einer Komplettübertragung aus Afrika füllt. Da passt es doch prima, dass das Bild pünktlich zu diesem Schmankerl so gut ist wie schon lange nicht mehr, zumindest stellte ich heute eine deutliche Verbesserung zu früheren Übertragungen fest. Auch Kommentator Ralf Itzel, der am 10. Februar auch das Endspiel begleiten wird, leistete gute Arbeit und hat damit eine hohe Messlatte für seine Kollegen bei diesem Afrika-Cup gelegt. In jeder Hinsicht, sportlich und tv-technisch kann es so weitergehen, wie der Auftakt heute daherkam. Wir bleiben natürlich dran. Ich wünsche allen Lesern einen angenehmen Start in die kommende Woche!

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