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UEFA-Cup bei TV-Sendern, Vereinen oder UEFA unbeliebt? 2. März 2007

Posted by M@x in Medien, UEFA-Pokal.
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Heute morgen erreichte mich folgende Nachricht per Mail aus München:

Das UEFA Cup Achtelfinal-Hinspiel von Bayer 04 Leverkusen beim französischen RC Lens
wird am kommenden Donnerstag, 8. März 18:45-21:00 live und exklusiv bei EUROSPORT zu sehen sein. Kommentator ist Ralf Itzel.

Damit ist eine Unklarheit geklärt, sechs Tage vor Beginn der Hinspiele im Achtelfinale. Weiterhin ohne TV-Präsenz steht Werder Bremen mit seinem Gastspiel bei Celta Vigo da. Beim DSF sind zwar zwei Partien geplant, bisher aber noch mit dem Status „Begegnung offen“ versehen. Ich denke zwar, dass es bis zum Donnerstag noch mit irgendeinem Sender eine Einigung geben wird, aber die dezentrale TV-Vermarktung des Pokals sehe ich als generelles Problem.

In Deutschland hat sich das DSF in den vergangenen Jahren selber zum „UEFA-Pokal-Sender“ ernannt und hin und wieder verschiedene Partien gezeigt. Dabei handelt es sich großteils um die Auswärtsbegegnungen der deutschen Klubs, denn für die Heimspiele hatten bzw. haben zumindest Eintracht Frankfurt, Bayer Leverkusen und Werder Bremen Verträge mit dem ZDF. Bis zum Viertelfinale nämlich obliegt die TV-Vermarktung den Vereinen selber, d.h. sie können ihre Heimspiele meistbietend verkaufen. Aber große Kontinuität kommt dadurch nicht rein, und der UEFA-Pokal wird nur schwer von seinem Ruf als „Cup der Verlierer“ abkommen. Wie soll Otto Normalverbraucher ein Produkt verkauft näher gebracht werden, wenn dieser keine klaren Strukturen erkennt. Mal DSF mit Türkei-Reisegutschein-Gewinnchance, mal Eurosport, mal ZDF. Letztes Jahr hat ja sogar mal der NDR übertragen, mit lächerlicher Bild- und Tonqualität das HSV-Match aus Bukarest. Manchmal guckt man im Endeffekt vielleicht sogar ganz in die Röhre, wie in der Anfangsphase des Wettbewerbs, als die Partie Sion – Leverkusen garnicht gezeigt wurde.

Doch die UEFA hat die Vorzeichen erkannt, und führt ab dem Viertelfinale eine Zentralvermarktung ein, sogar mit Rechtevergabe ins Pay-TV (Deutschland: Premiere). Dummerweise führt das bei uns dazu, dass weder ZDF noch DSF, bisher fast ausschließlich mit den deutschen Teams betraut, übertragen. Sondern Sat.1, mit Erich Laaser am Mikrofon und Kai Pflaume als Moderator. So kann man es natürlich auch verhunzen: Und jetzt kommt die große Überraschung, nach dem Spiel kommt Tim Wiese zum Interview und kurz darauf ruft Pflaume eine verflossene Jugendliebe Wieses ins Studio, rührende Szenen, bildfüllende Hinweise auf die nächste Herz-Schmerz-Show Pflaumes. Doch zurück zum Thema: Seit etwa drei Jahren ist Donnerstag der Hauptspieltag für den UEFA-Pokal. Hat natürlich den Vorteil, dass die Spiele nicht mehr so im Schatten der Champions League stehen, wie zu Zeiten als noch Dienstag und Mittwoch gespielt wurde. Bei den Vereinen ist das aber eher unbeliebt, müssen die meisten doch bereits zwei Tage später wieder in der Liga ran – dementsprechend verlaufen dann oft auch die Spiele – kaum Körperkontakt, Tempo auf Sparflamme.

Wahrlich, UEFA-Pokal ist kein Augenschmaus und wird es auch nie werden. Damit hier kein falscher Eindruck entsteht: Ich schaue mir die deutschen Spiele auch alle an, und ab dem Viertelfinale nimmt der Wettbewerb ohnehin an Fahrt auf. Aber der Charakter des Wettbewerbs ist nicht so, wie ihn die UEFA gerne hätte. Dieser Pokal ist doch geprägt von vielen unbekannteren Teams, und dann kommt es zu solchen kuriosen Tagen, an denen das DSF Odense BK – SC Heerenveen überträgt. Die Einschaltquote möchte ich nicht wissen, da hat wahrscheinlich jede „Alles Gute!“-Sendung auf dem MDR mehr Zuschauer. Wenn man den Pokal massentauglicher machen möchte, hier zwei wichtige Punkte:

  • Klare TV-Situation: Jedes Land sollte zumindest für die relevanten einheimischen Teams eine zentrale Anlaufstelle haben. Natürlich müssten die Anstoßzeiten dann so gelegt werden, dass es nicht zu Überschneidungen kommt. Das ewige Hin und Her aber stört, die Zerstückelung der TV-Rechte macht eigentlich auch für die Sender keinen Sinn, denn die sind/sollten daran interessiert sein, auch Hin- und Rückspiel, sprich die komplette Entscheidung, zu zeigen und nicht nur die Hälfte davon.
  • Abschaffung der Gruppenphase und Rückkehr zum dauerhaften KO-Modus. Diese unsäglichen Gruppenspiele ziehen den Cup künstlich in die Länge, dazu macht der Modus (keine Hin- und Rückspiele) und die große Anzahl der weiterqualifizierten Teams keinen Sinn. Im Endeffekt kommen mehr Teams in die nächste Runde als ausscheiden. Der Anspruch an Gruppenspiele, einer Selektion von mindestens 50 %, wird nicht erfüllt.

Es gibt durchaus Bestrebungen, den UEFA-Pokal wieder zuschauerfreundlicher zu gestalten. Die spielerische Klasse im Cup hat in den letzten Jahren zugenommen, auch wenn immer noch viel Mittelmaß dabei ist, jetzt liegt es an der UEFA für die sich verdichtende europäische Spitze eine zweite, zwar etwas abgestufte aber dennoch vermarktungs- und spielmodustechnisch erstklassige Bühne zu schaffen!