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Die Rückspiele: Es geht rund! 5. März 2007

Posted by M@x in Champions League.
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Jetzt geht’s um verdammt viel. Wer jetzt ausscheidet, hat bis zum nächsten Herbst keine Möglichkeit mehr am Millionengeschäft „Champions League“ zu partizipieren. Ein Weiterkommen im wichtigsten Vereinswettbewerb der Welt könnte für die kommende Spielzeit neue wirtschaftliche Möglichkeiten eröffnen. Ganz unabhängig davon sind natürlich auch die sportlichen Interessen von großer Bedeutung. Wird die englische Liga weiterhin mit vier Vereinen vertreten sein und damit die Hälfte aller Viertelfinal-Teilnehmer stellen? Kann Liverpool den Titelverteidiger rausschmeißen? Schafft Bayern noch die Wende gegen Real? Meine Einschätzungen zu den acht Rückspielen:

Olympique Lyon – AS Rom (Hinspiel 0:0; Schiri: Mejuto Gonzalez/ESP)
Das Hinspiel in der italienischen Hauptstadt war eine ziemlich maue Nummer. 0:0 – von zwei Teams mit offensiver Ausrichtung konnte man mehr erwarten. Aber jetzt können sie im Rückspiel ja alles wieder gut machen. Lyon gilt bei den Buchmachern als einer der Favoriten auf den Champions League-Titel, um diesen Vorschusslorbeeren gerecht zu werden muss jetzt eine Leistungssteigerung her. Größtes Plus der Franzosen ist ihre Heimstärke: Letztmalig im Oktober 2002 konnte in der „Königsklasse“ in Lyon triumphieren, seinerzeit Ajax Amsterdam. Auch in der Ligue 1 ist das Team von Gerard Houllier im „Stade de Gerland“ quasi unschlagbar. Zudem ist Rom sehr anfällig bei Standardsituationen, und gerade dass ist eine Stärke der Gastgeber – neben Juninho, dessen Qualitäten bekannt sind, konnte sich zuletzt vor allem der Brasilianer Fred mit guten Freistößen in Szene setzen. Der AS Rom darf sich nicht verstecken, muss selber die Initiative ergreifen. Nur wenn man den Franzosen das eigene Spiel aufgrängt, werden Totti & Co. eine Chance haben. Andererseits: Schießt Roma auch nur ein Tor, ist Lyon aufgrund der Auswärtstorregel dazu verdammt, immer einen Treffer mehr zu erzielen. Sollte es in die Verlängerung oder sogar in das Elfmeterschießen gehen, sind beide Teams gut gerüstet: Insgesamt sieben Spieler, die letzten Sommer in Berlin 120 Finalminuten und das Elfmeterschießen miterlebten, stehen auf dem Platz. Prognose: Lyon kann seinen Heimvorteil nutzen und nach 90 Minuten im Viertelfinale stehen.

FC Liverpool – FC Barcelona (Hinspiel 2:1; Schiri: Fandel/GER)
Für mich das eindeutige Spitzenspiel am Dienstag. Das Hinspiel vor zwei Wochen in Barcelona verlief auf einem hohen Niveau, mit viel Tempo und einer starken Leistung der Engländer. Barcelona wurde seinerzeit wieder einmal für seine aufreizend lässige Spielweise bestraft. Nach dem Führungstreffer hat man zu sehr für die Galerie spielen wollen, leider ist das in den meisten Fällen sehr unproduktiv. Dummerweise ist Liverpool eine Mannschaft die dagegen halten kann und, anders als Werder Bremen in der Vorrunde, das laisser-faire des Gegners ausnutzen kann. Mit einem Auswärtssieg und zwei Auswärtstoren im Rücken kann man diese schwere Aufgabe angehen. Die „Anfield Road“ ist gerade in solchen Spielen der KO-Runde das Rückgrat der Mannschaft. Barcelona ist zwar vom eigenen Stadion einiges an Emotionen gewohnt, aber das, was morgen in Liverpool abgehen wird, ist eine weitere Steigerung. Die Generalprobe jedenfalls ging für beide Mannschaften am Wochenende richtig in die Hose: Der FC Liverpool verlor zu Hause durch einen Treffer in der 91. Minute von John O’Shea (siehe vorheriger Beitrag) gegen Tabellenführer Manchester United. Barcelona war Tabellenführer und verlor gegen Sevilla mit 1:2 – bedeutet Verlust der Spitzenposition in der Liga an eben diesen FC Sevilla. Zudem wird Schlüsselfigur Ronaldinho mit angeknacksten Selbstbewusstsein in die Partie gehen: Beim Sevilla-Spiel verschoss er den Elfmeter, der für sein Team die Tabellenführung bedeutet hätte. Jetzt muss er mal zeigen was er kann, ich habe ihn erst einmal in der Form gesehen, die ihn zum zweimaligen Weltfussballer gemacht haben könnte, beim Spiel gegen Werder in der 1. Halbzeit. Für die Katalanen steht einiges auf dem Spiel, denn als Titelverteidiger bereits im Achtelfinale auszuscheiden wäre für die selbstpropagierte weltbeste Mannschaft ein herber Schlag. Prognose: Liverpool wird mit Unterstützung der fantastischen Fans in das Viertelfinale einziehen.

Chelsea London – FC Porto (Hinspiel 1:1; Schiri: Rosetti/ITA)
Teil 2 der Begegnung von Chelsea-Coach Mourinho mit seiner eigenen Vergangenheit. Das Hinspiel verlief suboptimal für die Startruppe um Ballack, Lampard, Drogba & Co. Aber durch das Ausgleichstor hat man an der „Stamford Bridge“ alle Trümpfe in der Hand, die Heimbilanz spricht für sich. Es lässt sich eigentlich kurz machen: Für den FC Porto spricht eigentlich nichts. Und genau das ist die Chance für den portugiesischen Meister: Chelsea neigt mitunter zu Hause zu Konzentrationsschwächen und genau jetzt fällt auch noch John Terry aus. Der Weltklasse-Verteidiger laboriert an einer schweren Kopfverletzung, deren Ausmaße noch nicht bekannt sind. Chelsea-Spiele ohne Terry sind oft ein Leckerbissen, weil sich die Viererkette dann wie ein durcheinandergewirbelter Haufen Altpapier spielt – Paradebeispiel hierfür die 0:2-Niederlage in Liverpool Anfang Januar. Die Gäste ihrerseits präsentieren sich auswärtsschwach in den letzten Jahren, wenn überhaupt konnte man zu Hause überzeugen. Ausgenommen der Sieg im Herbst in Hamburg, das war keine Kunst. In der Liga gab es für Porto zuletzt nach einer Schwächephase Mitte Februar drei Siege mit 10:0 Toren, wobei Naval, Braga und Beira-Mar keine unschlagbaren Kaliber sind. Chelsea marschiert zusammen mit ManU im 9-Punkte-Abstand vorneweg in der Liga. Der letzte Sieg in Portsmouth am Samstag (2:0) war aber mehr als glücklich, die Gastgeber waren eigentlich das bessere Team. Aber Chelsea gewinnt solche Spiele, und bei einem Heimspiel erst recht! Prognose: Chelsea setzt sich ohne Mühe durch.

FC Valencia – Inter Mailand (Hinspiel 2:2; Schiri: Stark/GER)
Eine völlig offene Begegnung. Im Hinspiel hat es der souveräne italienische Tabellenführer versäumt, bereits eine Vorentscheidung herbeizuführen. Stattdessen ließ man Valencia zweimal ausgleichen und so geht das Team von Roberto Mancini mit der schlechteren Ausgangsposition in das Rückspiel. Angesichts der geringen Toranzahl für Inter in der Champions League hilft wohl nur ein Sieg, denn drei Tore bei einem möglichen Remis sind sehr unrealistisch. Die Flucht nach vorne suchen heißt die Devise, aber auch Valencia wird alles geben. Nach den Eindrücken der bisherigen Saison hat Valencia leicht die Nase vorne, man konnte sich in der Gruppe souverän vor dem AS Rom durchsetzen, während Inter Mailand erst nach einem Fehlstart gegen Sporting Lissabon und Bayern München auf Touren gekommen ist, die drei Siege gegen Moskau (2x) und Sporting waren glanzlos. Aber das Team hat viel Erfahrung bei Spielen „mit dem Rücken zur Wand“, während Valencia erstmals seit dem Champions League Finale gegen Bayern 2001 wieder mit einem solchen Vorteil in das Rückspiel geht. Am Wochenende konnten beide Mannschaften knapp gegen Abstiegskandidaten gewinnen, ohne große Erkenntnisse für die Gegenseite zu liefern. In diesem Spiel steckt aufgrund der brisanten Ausgangslage viel Potential! Prognose: Sehr schwierig, vom Gefühl her wird sich Valencia durchsetzen können.

AC Mailand – Celtic Glasgow (Hinspiel 0:0; Schiri: Plautz/AUT)
Vom Hinspiel hatte man sich mehr versprochen als nur ein mäßiges 0:0 im Celtic Park. Diese Nullnummer dürfte auch für Celtic zu wenig sein, denn ein Weiterkommen im Giuseppe-Meazza-Stadion ist doch sehr unwahrscheinlich. Die Mailänder ihrerseits konnten in der Serie A zuletzt nach oben klettern und so langsam kommt auch wieder von der spielerischen Seite her etwas mehr Schwung in das Spiel vom AC. Großen Anteil daran hat Ronaldo, der nach seiner vergeudeten Zeit bei Real Madrid jetzt wieder in seine alte Heimat Mailand zurückgekehrt ist und gleich in den ersten Spielen einige Tore erzielte. Dummerweise ist der Brasilianer aber nicht für die Königsklasse spielberechtigt, weil er im Herbst schon einige Spiele für Real Madrid absolviert hat. Trotzdem haben die Hausherren eine sehr abgebrühte und Europapokal-erfahrene Mannschaft, die sich in den entscheidenden Spielen zu steigern vermag. Ganz im Gegensatz dazu Celtic: Erstmals seit Einführung der Champions League stehen die Grün-Weißen im Achtelfinale, eine völlig neue Erfahrung für fast alle Spieler. Dazu hat man es versäumt, im Hinspiel vor der fantastischen eigenen Kulisse eine gute Ausgangsposition zu schaffen. Ein weiterer Punkt spricht klar gegen die Schotten: Zu hause haben sie in dieser Saison alle CL-Spiele „zu Null“ absolviert, während sie in jedem Auswärtsspiel drei Tore kassiert haben, also in Manchester, Lissabon und Kopenhagen. Prognose: Milan wird ohne Probleme weiterkommen.

Arsenal London – PSV Eindhoven  (Hinspiel 0:1; Schiri: Hamer/LUX)
Der Sieg von Eindhoven gegen Arsenal war die Überraschung der Achtelfinal-Hinspiele. Mit einer starken Defensive hat man die exzellente Arsenal-Offensive zur Verzweiflung gebracht und letztendlich durch ein Tor von Edison Mendez sogar noch gewonnen. Gegen defensivstarke Gegner hat Arsenal Probleme. Meistens sieht das so aus, wie auch am Wochenende gegen Reading (2:1-Heimsieg), das die Lehmann-Vordermannschaft das Spiel zwar kontrollieren kann, aber seine klaren Torchancen nicht nutzen kann. Wenigstens kann jetzt wieder Emanuel Adebayor mitspielen, nachdem er am zuletzt nach einer Prügelei im Carling Cup-Finale gesperrt war. Das Mitwirken des Togolesen könnte auch bitter nötig werden, wenn Thierry Henry nämlich verletztungsbedingt immer noch fehlen sollte, zumindest aber nicht ganz fit ist. Ein weiterer interessanter Punkt am Mittwochabend wird die „Uraufführung“ des Emirates Stadium in der Champions League sein. Es gab bisher schon vier Spiele zu Hause (Siege gegen Zagreb, Hamburg, Porto/0:0 gegen Moskau), aber im Achtelfinale einer Europapokal-KO-Runde wurde im neuen Stadion noch nicht gespielt. Englische Stadien sind gefürchtet bei allen ausländischen Gegnern, weil dort eine besonderer Atmosphäre herrscht. Ob das Emirates Stadium auch zu einem Hexenkessel werden kann, zumal die eigene Mannschaft in Rückstand ist, wird sich zeigen. Der PSV Eindhoven seinerseits wird nicht viel anders machen als im Hinspiel: Niederländischen Beton anrühren und hoffen, dass die Arsenal-Stürmer ihre Chancen weiter lustig versemmeln wie so oft. Im Kreativbereich sehe ich dagegen ein Manko, für den Ernstfall also, bei einer Führung Arsenals, wenig Möglichkeiten mit eigener Initiative das Spiel zu drehen. Prognose: Arsenal dreht das Ding und wird sich in einem spannenden Spiel durchsetzen.

Manchester United – OSC Lille  (Hinspiel 1:0; Schiri: Cantalejo/ESP)
Mittlerweile habe ich die fragwürdige Szene des Hinspiels mehrmals in der Wiederholung gesehen. Sicher, auf den ersten Blick wirkt der schnell ausgeführte Giggs-Freistoß fragwürdig, allerdings war der Ball wirklich schon freigegeben. Der OSC Lille hat bei dem Gegentor einfach geschlafen und zulange für das Ordnen der Mauer gebraucht. Ebenfalls in negativer Erinnerung bleibt neben den Zuschauerausschreitungen während der Partie die Anweisung von Lille-Coach Claude Puel an seine Mannschaft, das Feld nach dem Gegentor zu verlassen. Die Franzosen können sich auf einen Empfang im „Old Trafford“ gefasst machen, der sich gewaschen hat: Ein ohrenbetäubendes Pfeifkonzert wird das Mindeste sein, worauf man sich einzustellen hat. Ansonsten sehe ich auch keinen Grund, warum ManU die gute Ausgangsposition noch verspielen sollte. Man kontrollierte das Hinspiel, hat die besseren Einzelakteure und im Notfall eine nervenstarke und erfahrene Mannschaft. In der Liga läuft es für die „Red Devils“ auch nach Plan, alles ist auf den nächsten Meistertitel fixiert. Lille dagegen konnte am Wochenende zwar 4:0 gegen ES Troyes gewinnen, bewegt sich aber in den letzten Wochen auf spielerisch schwachem Niveau. Prognose: Glasklare Sache, ManU wird ohne Probleme in die nächste Runde einziehen.

Bayern München – Real Madrid (Hinspiel 2:3; Schiri: Michel/SVK)
„Die Bedrohung bleibt Real“ propagiert Premiere schon seit dem Tag nach dem Hinspiel. Dieses erste Aufeinandertreffen in Spanien hatte viel von einem Spitzenspiel: Viele Tore, Emotionen und Leidenschaft, Kampf und hoher Einsatz. Nur im kreativen Bereich der Spielgestaltung haperte es hier und da etwas. Bayern kann von Glück reden, dass Real im Hinspiel ganz ähnlich wie Barcelona (siehe oben) in der zweiten Halbzeit viel zu lässig auftrat und so das 2:3-Anschlusstor durch Mark van Bommel ermöglichte. Und das hat vieles gedreht: Einerseits dürfte es für die Bayern einen gewaltigen moralischen Kick gegeben haben, andererseits spielt es sich auch mit zwei Auswärtstoren im eigenen Stadion viel besser. Man ist jetzt nicht gezwungen, schnell Tore zu erzielen. Die Bayern können das Spiel erstmal kontrollieren und dosiert die Schlagzahl erhöhen, allerdings dürfen sie den rechten Moment für die Tempoverschärfung nicht verpassen, wie es in letzter Zeit immer wieder mal der Fall war. Die Chance ist definitiv da, weiter den deutschen Fußball auf höchster Ebene zu präsentieren, auch weil Real schon lange nicht mehr den Glanz vergangener Tage versprüht. Einige Kontroversen gab es ja zur Anklage gegen Mark van Bommel, ob dieser nach seiner obszönen Geste beim Torjubel gesperrt wird. Laut Version der Pressemitteilung stellt sich das folgendermaßen dar: Van Bommel muss 6200 Euro Strafe zahlen und bekommt ein Spiel Sperre – allerdings auf Bewährung, sprich bei einem ähmlichen Vergehen in den nächsten 12 Monaten wird der Niederländer für ein Spiel gesperrt. (Quelle: PM UEFA, Seite 5) Der wichtige Mittelfeldmann also ist dabei, auf der anderen Seite wird der im Hinspiel so starke David Beckham fehlen. Das könnte die entscheidende Schwächung sein, weil meiner Ansicht nach war Beckham im Hinspiel die zentrale Figur des Real-Spiels, während alle anderen in der Kreativabteilung blass agierten. Prognose: Real ohne Beckham, Bayern mit Heimvorteil – die Münchner bleiben im Wettbewerb.

Soweit die Vorschau, am Donnerstag gibt es hier den Rückblick auf die Rückspiele. Besonders ist diesmal die TV-Situation, es gibt diesmal so viel live im Free-TV zu sehen wie noch nie zuvor in diesem Wettbewerb. Den genauen Überblick findet man im Blog „Der Kommentator“. Bis Donnerstag!