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Jogi und sein Meisterstück 26. März 2007

Posted by M@x in EM 2008.
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Was war das für ein Qualifikations-Abend. Das Fernsehprogramm gab fußballtechnisch einiges her und so habe ich gestern fünf Spiele ausschnittsweise oder in voller Länge gesehen: Nachdem ich nachmittags noch eine knappe Niederlage unserer Markkleeberger im Leipziger Land-Derby gegen Markranstädt auf einem Bierzelttisch stehend erlebt hatte, ging es 18.00 Uhr los mit dem Spiel der Franzosen in Litauen. Das war eine scheußliche Partie, und letztendlich ein unverdienter Sieg durch Anelka-Tor. Danach das Highlight des Abends – gerade noch rechtzeitig zappte ich weiter zu den letzten 5 Minuten der Begegnung Luxemburg – Weißrussland. Unser Nachbarland hätte beinahe noch den 2:2-Ausgleich gemacht. Amüsiert hat mich aber eher das kauderwelsche Letzeburgisch des Kommentators. Okay, das Highlight war es nicht wirklich – schon eher Tschechien-Deutschland in Prag, dazu weiter unten mehr. Parallel dazu gab es via gutem Video-Stream zumindest in Ausschnitten Griechenland – Türkei. Zum Abschluss noch ein spielerischer Hochgenuss: Die Portugiesen hatten sich ihre Glanzleistung bis zur zweiten Halbzeitpause aufgehoben und spielten ab 23.00 Uhr mit feinsten Kombination die Belgier an die Wand (4:0).

Jetzt aber mehr zum Spiel der deutschen Mannschaft. Die Formulierung des Post-Titels kommt übrigens aus den 19:30-MDR-Nachrichten und passt meines Erachtens ganz gut zur überzeugenden Leistung der deutschen Heroen. In guter Tradition (kann man beim zweiten mal schon davon sprechen?) gibt es jetzt hier die Analyse der einzelnen Mannschaftsteile:

Torwart Jens Lehmann hatte nicht wirklich viel zu tun. Diesmal war er nur bei einem Fernschuss und einer Libero-Rettungsaktion gefordert, weil ansonsten die Innenverteidigung sensationell spielte. Bei Eckbällen und den wenigen Flanken der Tschechen konnte er in gewohnter Manier sicher sein starkes Stellungsspiel ausnutzen. Lehmann scheint völlig unbeeindruckt von seiner unklaren Zukunft besser als jemals zuvor zu spielen. Note: 2

Die Abwehr entwickelt sich immer mehr zum Prunkstück der deutschen Mannschaft. Vom ungeordneten Haufen zu Völler’s Zeiten, über den Unsicherheitsfaktor in den WM-Gruppenspielen bis zur verlässlichen Bank im Jahr 2007. Das Duo Mertesacker/Metzelder ist auf dem Weg, alle bisher gekannten Innenverteidigerpaarungen wo den Adler trugen in den Schatten zu stellen. Vor allem das Stellungsspiel Mertesackers ist für einen 22-jährigen eine Augenweide, er agierte fehlerlos und schaltete Jan Koller aus, half zudem immer wieder mal im defensiven Mittelfeld aus, wenn Not am Mann war. Er scheint auch von seinem Nebenmann Metzelder zu profitieren, der ein absoluter Ruhepol ist und mit seiner unaufgeregten Spielweise die Innenverteidigung zur bruchsicheren Wand macht. Die beiden Außenverteidiger standen diesmal nicht so im Mittelpunkt. Philipp Lahm wirkte auf der rechten Seite anfangs unsicher, später aber mit gewohnt abgeklärter Leistung. Seine offensiven Vorstöße, beim Verein gefürchtet, schein Joachim Löw’s taktisches Konzept aber weitestgehend einzuschränken. Wenn er aber mal kommt, dann richtig: Seine Flanke führte zum zweiten Tor Kuranyi’s. Auf der anderen Seite zeigt Marcell Jansen eine gute Entwicklung. Seit er in Mönchengladbach offensiver agieren darf, gibt es auch im Nationalteam mehr Impulse. Besonders stark diesmal seine Vorstöße auf der Seite des erneut schwachen Schweinsteigers. Note: Metzelder, Mertesacker 1 // Lahm, Jansen 2

Im Mittelfeld stachen diesmal die beiden zentralen Schlüsselspieler Torsten Frings und Michael Ballack heraus. Obwohl vor allem letzteren im Nationalteam immer mehr die Torgefahr abgeht, sind seine Dienste für die Defensive nicht zu verachten. Die Übersicht des Chelsea-Stars ist nicht zu ersetzen und sorgt für viele gefährliche Vorstöße der schnellen Stürmer. Torsten Frings ist allgemein eher defensiver gebunden, diesmal aber auch mit seinen Standardsituationen stark, die er sehr schnell anstatt Schweinsteiger getreten hat. Etwas im Schatten der beiden Zentralen standen die Außenpositionen mit Bernd Schneider und Bastian Schweinsteiger. Der Leverkusener fand nicht richtig in das Spiel, sodass über seine rechte Seite wenig lief, zudem auch Lahm im ersten Durchgang noch Probleme hatte. „Schnix“ nicht mit der überragenden Form der letzten Wochen, weil ihn Jankulovski sehr gut im Griff hatte. Erneut ein Ausfall war Bastian Schweinsteiger, der weiter der eigenen Form hinterher läuft. Würde es Marcell Jansen nicht geben, wäre das Flügelspiel am Samstag völlig zum Erliegen gekommen. Und dann kommen immer wieder diese „Landesliga“-Ecken, wobei das schon eine Beleidigung für alle Landesliga-Spieler, die Eckbälle treten ist. Vielleicht sollte Jogi Löw demnächst statt seiner einem Trochowski oder momentan sehr stark spielenden Hitzlsperger den Vorzug geben. Note: Ballack, Frings 2 // Schneider 3 // Schweinsteiger 4

Obwohl Miro Klose gesperrt fehlte, war seine Abwesenheit im Sturm nicht unbedingt zu merken. In der Anfangsphase war „Prinz Poldi“ besser im Spiel, baute jedoch mit zunehmender Spieldauer immer mehr ab. Zuvor hatte er klare Torchancen nicht verwertet. Damit der Knoten platzt, muss er endlich mal wieder die einfachen „100%-igen“ reindonnern! Der Gegenpart dazu war Kevin Kuranyi, der zu Beginn wie ein Fremdkörper wirkte, vorne in bester Jancker-Manier bewegungslos stand und keine Bindung zuum Spiel fand. Mit seiner ersten gelungenen Aktion köpfte er den Ball zum kollektiven Jubel ins Tor und drehte im zweiten Durchgang richtig auf. Der Doppelschlag nach toller Lahm-Flanke war der verdiente Lohn für eine klare Leistungssteigerung im zweiten Spielabschnitt. Wer zwei Tore in diesem wichtigen Spiel macht, ist der Spieler des Tages! Note: Kuranyi 1 // Podolski 3

Damit sieht es jetzt in der EM-Qualifikation wirklich gut aus. Ich denke, mit den sicheren neun Heimpunkten gegen Wales, Zypern und San Marino – wenngleich diese Spiele erstmal bestritten werden müssen – sollte jetzt nichts mehr anbrennen. Notenschnitt: 2,09

Am Mittwoch geht es weiter mit einem Freundschaftsspiel gegen Dänemark in Duisburg (Bitte warum dort? – Was ist mit Leipzig?). Welchen Stellenwert dieses hat, lässt sich an der vorraussichtlichen Aufstellung laut Kicker absehen: Enke – Castro, M. Friedrich, Madlung, Jansen – Fritz, Rolfes, Hitzlsperger, Trochowski – Kuranyi, Schlaudraff. Die Analyse gibt es am Donnerstag. Bis dahin!